in der Nacht vom 25.07. auf den 26.07.1982
Ein Großfeuer hat in der Nacht zum gestrigen Montag auf dem Stadtgut Krummesse bei Lübeck Erntevorräte, landwirtschaftliche Maschinen und einen Teil des Viehbestandes vernichtet. So verbrannten 40 Kälber, 260 Mastbullen mussten noch während der Nacht geschlachtet werden. Trotz des Einsatzes von über 100 Feuerwehrmännern wurde auch das Stallgebäude schwer in Mitleidenschaft gezogen. Der Gesamtschaden wird auf über zwei Millionen Mark geschätzt.
Die Brandursache ist noch unbekannt, doch schließt die Kriminalpolizei eine Selbstentzündung der Erntevorräte nicht aus. Das Feuer brach kurz vor Mitternacht aus. Der rötliche Schein am nachtdunklen Himmel über Krummesse war auch in Lübeck zu sehen und signalisierte den anrückenden Wehren allerhöchste Gefahr. Nach Auskunft eines Sprechers der Lübecker Berufsfeuerwehr klappte die Wasserversorgung hervorragend. So wurden zwei Schlauchleitungen zum Kanal und vier zu den Löschteichen verlegt. Insgesamt schossen die Wassermassen aus 25 Schläuchen in den brennenden Stall. Doch die Erntevorräte im Dachgeschoss brannten wie Zunder. Nach den Eindrücken der Helfer war das Feuer im Bereich der Heueinlagen ausgebrochen.
Der Einsatz der Wehren konzentrierte sich vor allem auf die Boxen mit den Mastbullen, die ständig mit Wasser aus mehreren Schläuchen abgekühlt wurden. Später gelang es, die Tiere ins Freie zu holen. Trotzdem entschloss sich Pächter Otto-Henning Holm, 260 Mastbullen schlachten zu lassen. Holm lobte die Firma Nordfleisch, die ihr Programm sofort umstellte und die Massenschlachtung vorzog.
Für 40 Kälber kam die Feuerwehr zu spät, denn beim Eintreffen der Löschzüge brannte der Kälberstall bereits, dessen Decke aus einer Holzkonstruktion besteht. 80 weitere Mastbullen kamen ohne Schäden davon.
Stadtgutpächter Holm lobte die Männer der Feuerwehren, seine Mitarbeiter und die ländlichen Kollegen, die ihm und seiner Familie während der ganzen Nacht hilfreich zur Seite gestanden hatten. "Nur zur Melkzeit", so Holm, "haben sich die Bauern abgemeldet, und kurz darauf waren sie wieder da."
Ob und wie weit der ausgebrannte Stall wieder aufgebaut werden kann, darüber müssen jetzt die Gutachter entscheiden. Auch die Brandsachverständigen der Kripo werden ihre Arbeit in den nächsten Tagen aufnehmen.
Die Nachlöscharbeiten an der Brandstelle dauerten bis in die gestrigen späten Abendstunden. Alle vier Stunden wurden die Feuerwehrleute abgelöst. An dem Großeinsatz in Krummesse waren außer der Berufsfeuerwehr die Freiwilligen aus Krummesse, Kronsforde und Büssau beteiligt. Dazu meldete sich eine kritische Stimme. Sie gehört Feuerwehrmann Gerd Neugebauer, der moniert, dass nur drei Kilometer vom Stadtgut entfernt liegende Orte wie Klempau, Bliestorf und Rondeshagen nicht zur Brandbekämpfung herangezogen wurden seien. Neugebauer sarkastisch über die Leitung des Einsatzes: "Es kommt offenbar nicht darauf an, wer am schnellsten an der Brandstelle ist, sondern wer zuständig ist." Innensenator Hilpert, auf diesen Vorwurf angesprochen, sagte: "Wir hätten niemanden fortgeschickt, der seine Hilfe freiwillig angeboten hätte. Doch immerhin standen mehr als 100 Helfer zur Verfügung." Nach seinem persönlichen Eindruck hätten die Kräfte völlig ausgereicht, und der Einsatz habe vorbildlich geklappt. Außerdem hatten die Freiwilligen von Moisling und die Freischichten der Berufsfeuerwehr die Wachen in Lübeck besetzt, darüber hinaus stand Schlutup in Alarmbereitschaft.
Quellennachweis: Lübecker Nachrichten vom 27.07.1982
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