Flammenmeer im Lübecker Hafen
in der Nacht vom 18.04. auf den 19.04.1996

Lübeck
– Ein Großfeuer hat in der Nacht zu gestern drei Lagerhallen einer Holzfirma im Lübecker Hafengebiet vernichtet. 90 Feuerwehrleute brauchten mehrere Stunden, um den Brand von Land- und Wasserseite unter Kontrolle zu bringen.
Der Schaden wird auf etwa eine Million DM geschätzt. Verletzt wurde niemand.
30 Menschen, die in dem gemischten Gewerbe- und Wohngebiet in der Nähe des Brandortes wohnen, mußten für mehrere Stunden ihre Häuser verlassen. Wegen der bis zu 100 Meter hohen Flammen und des starken Funkenflugs drohte das Feuer auf benachbarte Häuser überzugreifen.
Die Kriminalpolizei vermutet fahrlässige oder vorsätzliche Brandstiftung als Ursache des Feuers. Eine technische Ursache könne ausgeschlossen werden. Weil der Wind verborgene Glutnester erneut anfachen könnte, hält die Feuerwehr noch bis heute Brandwachen auf dem Gelände.
Schon als der Löschzug die Wache I (Bornhövedstraße) verließ, sahen die Retter die Flammen. Löwe: "Wir haben sofort die Alarmstufe erhöht." Den Männern bot sich an der Einsiedelstraße ein zugleich faszinierendes und erschreckendes Bild: Auf einer Fläche von 350 mal 150 Metern brannten drei Hallen. Löwe: "Es war eine etwa 100 Meter hohe Flammenwand mit gewaltigem Funkenflug." Die Hitze war so groß, daß niemand die Einsiedelstraße passieren konnte.
Aufgrund der Situation ließen die Männer das Feuer zunächst unbeachtet. Wichtiger war es ihnen, die Bewohner der benachbarten Häuser zu evakuieren. Löwe: "Wir mußten befürchten, daß das Feuer auf die Wohnhäuser, die benachbarte Halle der LHG und die gegenüberliegende Spedition übergreift." Deshalb richtete sich der erste Löschangriff auf Wohnhäuser und Halle. Vorsorglich war zudem die Schnelle Einsatzgruppe (SEG) des Rettungsdienstes ausgerückt. Die 46 Rettungsassistenten, vier Notärzte und der Leitende Notarzt mußten aber keine Verletzten versorgen. Erst nachdem die Bewohner ihre Häuser verlassen hatten, begann der Löschangriff auf das brennende Holzlager. Von drei Seiten kreisten die Retter den Brand ein. "Das ist ausgezeichnet gelaufen", lobte Feuerwehrchef Gerald Wegner die Einsatzkräfte noch in der Nacht.
Die Stadtwerke hatten den Druck erhöht, damit die Löschmannschaften an der Einsiedelstraße genug Wasser aus den Hydranten zapfen konnten. Im Burgtorhafen lag das Feuerlöschboot "Senator Emil Peters" und versorgte die Löschmannschaften auf der Hafenseite mit Wasser. Rainer Löwe: "Ohne das Boot hätten wir Schwierigkeiten mit der Wasserversorgung gehabt."
Zehn Wasserwerfer schossen stundenlang jede Minute 2000 Liter in die brennenden Lagerhallen, dazu kamen unzählige B-Rohre, jedes mit einer Leistung von 400 Litern pro Minute. Im Inneren der glühenden Holzstapel herrschten aber Temperaturen von mehr als 1000 Grad.
Die Löscharbeiten dauerten gestern noch an. Zwei Bagger rissen die verkohlten und innen noch glühenden Reste der Lagerhallen auseinander, immer wieder prasselt das Löschwasser auf die Trümmer. Und auch heute ist die Feuerwehr noch vor Ort. Doch es hätte alles noch schlimmer kommen können. Rainer Löwe: "Unser Glück war, daß wir keinen Wind hatten."

Klicken Sie hier, um zur Galerie zu gelangen.